Donnerstag, 12. Juli 2007

Klettersteig San Salvatore Teil 1

 

Begehung: 10.07.2007
Gebiet: Schweiz/Tessin/Tessiner Alpen
Anfahrt: SBB bis Lugano Paradiso
Ausgangspunkt: Talstation der Funicolare zum San Salvatore
Gehzeiten: Mittelstation Pazallo- Eistieg 45 Min
Klettersteig 45 Min
Ausstieg-Gipfel-Bergsation 20 Min
Anforderungen: KS6-0 (ziemlich schwierig, aber Talnah)
Höhen: gesamt 420 m, Steig 150 m, Gipfel 912 m
Verhältnisse: Sehr brüchiger Fels, der das Klettern extrem erschwert, Helm unbedingt aufsetzen!!
Kindgerecht? Nein
Unterkunft:  
Einkehr: Panoramarestaurant am Gipfel

 

So begab es sich, dass der Herr Oldenburg am 10.07.2007 einen schweren Klettersteig beging......... ich behauptete, Routine in diesen Dingen zu haben, was in gewisser Beziehung auch stimmt, auf eine andere Weise aber auch nicht. Technisch komme ich bestens zurecht, denn das Handling bin ich gewohnt und kenne Knoten und Ausrüstung auswendig. Für eine 130m hohe Wand sollte meine Kondition reichen, auch wenn die Via ferrata San Salvatore mit K 5 als sehr schwierig eingestuft ist. Ich bin sicherlich nicht allein in der Wand und kann mir einiges von anderen Personen abgucken. Ausserdem wird mich der Druck der Massen sicher nach oben tragen. Beim Zustieg zur ferrata, fiel mir das Wetter ins Auge. Es sah nicht aus, als würde es regnen, aber es sah auch nicht aus, als würde es trocken bleiben. Ein mulmiges Gefühl stieg in mir hoch, so allein auf diesem Weg zur "Felswand meines Verlangens". Angst wäre zuviel gesagt, aber mein Puls stieg und meine Sinne schärften sich. Wie auch immer, beim Einstieg werde ich ja am Verhalten der Routiniers erkennen, wie wahrscheinlich es sein wird, dass es regnet. Beim Einstieg zum Klettersteig gab es dann eine Gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die gute: Mir wird kein Stein auf den Kopf fallen. Die schlechte: Ich bin ganz allein. Die Wand ist leer, keine Menschenseele. Zeit für eine Bestandsaufnahme! Ich kann klettern! Ein Klettersteig ist immer leichter als klettern am Seil. Theoretisch reichen meine Kräfte für die "paar Meter", auch wenn ich einen winzigen Rucksack ohne Hüftgurt trage, der unter der Last meiner Wanderstiefel und der Cola, "so an mir rumbaumelt". Apropos Cola, da fällt mir ein, dass ich die Cola unten in der Bahn- Station vergessen habe. Es fällt mir nicht ein, weil ich gerade klug nachdenke, nein, es fällt mir ein, weil ich brennenden Durst habe. Na und, dann habe ich ihn eben noch ein bis zwei Stunden länger. Fallen ist bei einer ferrata nie gut, ganz besonders nicht bei ansteigenden Quergängen. Da aber eben diese am meisten Spass machen, wird mindestens einer davon eingebaut sein. Wenn ich an solch einer Stelle falle, rutsche ich seitlich nach unten bis zum nächsten Sicherungspunkt durch, löse die interne Sturzbremse vom Klettersteigset aus, der Fall wird gebremst, und ich verliere völlig die Kontrolle über meinen seitlich gebremsten Körper. Das hört sich richtig übel an, oder? Was, wenn ich dann mit nem gebrochenen Knöchel da oben rumbaumel? Das ist keine Touristenwand, an der ich beobachtet werde und Handyempfang habe ich hier auch nicht. Falls ich mich dabei nicht verletzen sollte, habe ich keine Bremse mehr, denn die funxt nur ein mal. Habe ich schon erwähnt, dass ich nicht wirklich krankenversichert bin? Die Bergung übernimmt immerhin der Alpenverein, den habe ich ja nicht gekündigt. Bis ca. 23:00h fährt die Seilbahn, dann wird sicher jemand merken, dass ich nicht runtergefahren bin, denn es ist auch sonst nicht viel los. Ich habe ohnehin 2500.- SFr Franchise, das wird doch für 1x Schienbein richten und gipsen reichen. Falls mir etwas passiert, kann ich mich zur Not mit zwei Prusikknoten Stück für Stück hochkämpfen, denn schliesslich läuft ja bei einer ferrata ein dickes Drahtseil zur Sicherung neben der Route lang. Zwischendurch kann ich mich ja, an einer Bandschlinge hängend, bzw lehnend, ausruhen und die Aussicht geniessen. In meine Gedanken vertieft, legte ich den Klettergurt und Zubehör an, befestigte den Rucksack mit Karabinern am Gurt und fixierte die Fototasche. Umkehren kommt nicht in Frage. Das ist "nur ein Klettersteig", der kann nicht zu schwer für mich sein. Ausserdem ist das keine 1000m Wand. Meine Fähigkeiten werden hier zwar sicher reichen, aber ich muss vorsichtig sein. Als Solist muss man eben doppelt auf die Sicherheit achten. So kletterte ich langsam und konzentriert die Via ferrata hoch. Einige Passagen bin ich geklettert, bei anderen nahm ich Seil zur Hilfe, weil das Gestein sehr, brüchig war und ich keinen Sturz riskieren wollte. Die Kräfte reichten locker, es war überhaupt kein Problem. Ich suchte mir ein Hotelzimmer und kletterte dann gleich noch einmal. Allerdings zog sich die Wolkendecke weiter zu, so dass ich mich beeilte und sehr viel am Drahtseil kletterte. Es kostete zwar viel mehr Kraft, aber ich war so viel, viel schneller. 35 Min statt einer Stunde. Nur der Regen blieb aus.

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