Montag, 9. Juli 2007

Tessin Kurztrip

Was für ein mieses Wetter! Regen, Sonne, Regen, Sonne, eine scheinbar unendliche Kette dieser elenden Wetterlage. Wir beschlossen, ins Tessin zu fahren, denn dort sollte das Wetter einen Tag später richtig gut werden. Insgesamt 5h Zugfahrt trennten uns vom sonnigen Süden. Ich denke, von Bremen aus wäre es egal gewesen, in welche Richtung wir 5h gefahren wären, geregnet hätte es immer. Wie gesagt, das Wetter sollte erst einen Tag später gut werden. Als wir in Intragna, nahe Locarno, am Lago Maggiore, ankamen, sah es so aus. Da der Wetterbericht für diesen Nachmittag das schlechte Wetter gemeldet hatte, hielten wir uns an unserem Vertrauen auf bessere Zeiten fest und genossen den Anblick, den uns die nasse Natur bot. Regenwald pur. Und da die Rustici von innen so urgemütlich, bzw urchig war, konnten wir seelenruhig im Bett liegen, den Ausblick geniessen und später ein feines zNacht mit Vie (Wein) verspeisen. Super! Gemütlicher geht`s kaum. Nun war ich also im Tessin. Ich hatte in der Vergangenheit schon einige Reiseberichte gesehen. Allerdings waren diese Berichte nicht gerade nach meinem Geschmack, denn es ging eher um die lauschige Natur, schöne Speisen, nette Wege und ähnliches. AHV- Wandern also (Alters und Hinterlassenenversicherung). Nix für mich, leichte Wege und teure Speisen reizen mich ja nicht. Apropos teuer, die Rustica kostete 60,- SFr plus Kurtaxe und Kleinkram. Und da es dort wirklich gemütlich und gut durchdacht war, setze ich den Link der Feriengemeinschaft Al Forno hier rein. Mal ehrlich, habt ihr schon mal so einen Fussballplatz gesehen? Doch zurück zum Wandern! Das eben diese "Alten" flockige 8h Touren machen, davon war in den Berichten nie was zu sehen. Noch unverschämter finde ich es, wie sie dann unverfroren fit im Bus sitzen und schwätzen. Ich sitze erschöpft auf meinem Platz, spüre leichte Schmerzen im Knie (Chneu), der Rücken fühlte sich auch schon besser an und mich beschleicht das ungute Gefühl, das ich in deren Alter nie und nimmer solche Wanderungen machen kann. Ja, ja, das AHV- Wandern. Der Anblick der Wege, die sich von Dorf zu Dorf durch die Hänge ziehen, wird vielen bekannt vorkommen. Dabei sind sie nicht immer nur gemütlich, sondern auch exponiert. Aber malerisch ist es immer wieder und oft an überraschenden Orten. Bei dem oberen Bild wunderte ich mich allerdings darüber, dass keine Kirche vorhanden ist. Die Grösse dieser Gemeinschaft scheint nahe an der Grenze zu liegen, bei der eine Kirche (Chille) gebaut wird. Ich meine damit eine richtige Kirche, nicht so ein winziges Pseudoteil. Oft sahen wir Gemeinschaften mit vielleicht fünf Häusern, und einer Kirche wie links. Die Menschen mussten nie weit laufen, um sich ihren Segen geben zu lassen. Das bisher beschriebene klingt ähnlich, wie die Berichte, die ich schon erwähnte. Schöne Wege, urchig, malerisch, gutes Wetter usw. Was also macht das Tessin reizvoll, wenn man sonst lieber "am Rad dreht" und wilde Sachen macht? Mir hat diese besondere Art des Genusses gefallen. Das Wetter war noch nicht zu heiss, und die Wege verliefen sehr oft durch diese wunderbar kühlen und lichtdurchfluteten Wälder. Überall lebt und krabbelt und fliegt etwas. Wir haben sogar zwei mal Schlangen gesehen. Immer wieder bieten sich wunderbare Ausblicke, die zum Verweilen einladen. Und abends, nach einer schönen Wanderung voller Impressionen, sassen wir dann vor unserer Rustici, tranken Vie und verarbeiteten unsere Eindrücke. Bei guter Aussicht und mildem Klima. Dolce Vita, kann ich da nur sagen. Und wenn das nicht reicht, gibt es immer noch genug Gipfel zu besteigen. Mann kann zwar nicht mit den Höhenmetern angeben, aber es geht dabei ja um die Ausblicke, nicht um hochalpine Touren. Dennoch wollen 757m Aufstieg, 1320m Abstieg und 200m Aufstieg auch erst einmal gegangen werden. Wir haben dafür, bei ca. 50min Gesamtpausenzeit, über 7h gebraucht. Abgesehen davon, dass ein Abstieg an sich schon ein Kniekiller ist, hat man irgendwann auch keine Lust mehr zu laufen, den das Ziel war ja schon erreicht. Die Motivation ist irgendwann total im Keller, aber der Weg noch lang. Das zermürbt! Plötzlich spürt man alle Muskeln und Knochen, und es nimmt kein Ende. Ein anstrengender und langer Aufstieg, mit dem Ziel vor Augen, ist viel, viel angenehmer als ein langer Abstieg. Aber man kann es sich eben nicht aussuchen, und wenn man hoch steigt, muss man eben auch wieder runter. Vielleicht hätten wir doch lieber über die Bergflanke zurück zur Seilbahn gehen sollen ;-) So war es im Tessin. Eine Gegend, die mich sicher wiedersehen wird. Wahrscheinlich schon morgen, denn das Wetter ist immer noch mies in Basel, und im Tessin rufen Klettersteige nach mir.

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