Sonntag, 29. Juli 2007

Velotour Teil 2

2. Tag Für den zweiten Tag war eine Fahrt per Velo flussaufwärts geplant. Wie weit, liessen wir offen. In erster Linie sollte die Natur genossen werden. So fuhren wir den Doubs entlang, nicht selten direkt am Ufer. Eine wunderbare Landschaft, die sehr viel bietet. Gleich am Anfang sogar eine Kajakstrecke mit Tribüne. Die Natur hat hier ihren ganz besonderen, rauhen Charme. Der Schatten der Bäume und die häufigen Regenfälle sorgen für einen schnellen Wuchs von Moos und Ranken. Es wirkt wie ein Regenwald in kühler Ausführung. Es folgten im weitern Verlauf einige Gasthäuser, die häufig direkt am Flussufer lagen und zur Einkehr einluden. Alle boten Betten an, wieviel frei waren, hatten wir nicht gefragt. Einige dieser Gasthäuser waren liebevoll gestaltet und urgemütlich. Der Phantasie waren kaum Grenzen gesetzt. Die Stellen, an denen die Häuser erbaut wurden, lagen ausnahmslos an wunderschönen Plätzen. Doch Vorsicht!!! Romantische Plätze sind nicht immer ungefährlich. Nach einigen Stunden kam eine Steigung, die einfach kein Ende nehmen wollte. Ein steiniger, manchmal recht enger Waldweg, der sich immer weiter in die Höhe bohrte. Wir hatten beschlossen zur "Moulin de la Mort", der "Mühle des Todes" zu fahren und wollten unser Ziel unbedingt erreichen. Wir sahen weit unten in einem engen Tal eine Kirche und ein in den Fels gebautes Haus, oder etwas ähnliches. Wir verzichteten auf die Weiterfahrt, denn es erschien uns nicht der Mühe Wert zu sein, ca. 300m bergab zu fahren, uns das anzusehen und dann den anstrengenden Aufstieg zurück zu fahren. Es hätte nicht nur Kraft, sondern auch sehr viel Zeit gekostet. Wir beschlossen die Höhe zu nutzen und uns auf den Rückweg zu machen. Wer denkt, dass das Fahren bergab keine Kraft kostet, täuscht sich jedoch. Downhill vom feinsten. Steile, steinige Wege mit teilweise engen Kurven und nassen Passagen. Das war nur im Stehen zu bewältigen und kostete entsprechend Kraft. Es war aber auch absolut klasse! Rasante Fahrt bergab, bei der die Konzentration nicht nachlassen durfte. Immer musste auch auf die Wegverhältnisse geachtet werden, ohne genaues Zielen stand das Material auf dem Spiel, was sicher zu üblen Blessuren geführt hätte. Super, ich liebe so etwas! Der Tag war einfach nur schön und bot alles, was unser Herz begehrte. Wunderbare Natur, Abenteuer, Faxenmacherei am Felsen und feine Fötelis. Am Ende galt es noch zwei krasse Steigungen zu überwinden, wozu natürlich die eine zum Hotel führte, wo wir Plätze zum Abendessen reserviert hatten. Gut, das wir relativ früh zurück waren und nach der Dusche noch etwas ausruhen konnten, bevor es zum zNacht ging. Offensichtlich Gastronomie vom feinsten. Nicht nur, weil die Karte ausschliesslich auf französisch geschrieben war, sondern auch wegen der Art der Bedienung und der Gerichte die auf der Karte standen. Nicht nur einzelne Speisen, sondern eben auch einige mehrgängige Menüs, konnten wir "erraten". Dazu gab es eine Weinkarte, die immerhin erheblich dünner als die Bibel war. Es war für mich mehr als schwer, mir zusammenzureimen, um was für Speisen es sich handelte. Zwar half Kathi mir dabei, aber auch sie verstand lange nicht alles, was auf der Karte stand. Nachdem wir unsere Speisen bestellt hatten, setzten wir unsere anfänglichen Beobachtungen des Umfeldes fort. Wir sahen z.B. Menschen, die Steine an einer Käsereibe rieben und dann kleine Brote assen. Auch auf unserem Tisch standen diese dubiosen kleinen Teller mit einer Reibe, einem Messer zum Schmieren und etwas, was in der Packung wie Käse aussah, aber Butter war. Der ungefähr eigrosse, unregelmässig geformte Stein sah haargenau wie ein Rosenquarz aus. Warum sollte man einen Rosenquarz an einer Reibe reiben? Ich sah zwar Leute, die diesen Stein in der Hand hielten, reiben sah ich jedoch niemanden. Die essen hier Steine. Franzosen essen Steine! Ich hatte nichts zu verlieren, wir hatten schon derart viel gelacht, dass ohnehin alles zu spät war, von gutem Benehmen konnte keine Rede mehr sein. Also konnte ich auch beherzt reiben. Was man so beherzt nennt, denn es war irre laut und hinterliess kaum Spuren. Ich kam mir vor, als würde ich einen Baum schütteln und daraf warten, dass Blitze aus seinem Inneren kämen. Es war uns schleierhaft, was es mit diesem Stein auf sich hatte. Irgendwann, im Laufe des Abends, sahen wir, wie jemand das Brot mit der Butter bestrich und darüber den Stein an der Reibe rieb. Da fiel es mir "wie Schuppen von den Haaren". ;-) Was soll man schon auf Butter streuen, ausser Salz! Das war die Lösung, es musste sich um Salz handeln. Unser Essen wurde nun angerichtet. Kathi verspeiste ein oppulentes Menue mit 3 Gängen, während ich meinen ungeheuren Appetit auf Lammfleisch stillte. Das Essen war köstlich. Alles super lecker, absolut frisch und kreativ angerichtet. Auch die Portionsgrösse war anständig, weshalb ich auf ein Dessert verzichtete und einen Espresso bestellte. Zum Espresso wurden aber Schokoladenkugeln, zwei Erdbeerschnitten, zwei Schokoladen Mintplättchen und Baiser serviert. Man konnte scheinbar nichts bestellen, ohne so viel angerichtet zu bekommen, dass man mindestens ein Kilo zunahm. Und dann kam er........ Der Mann, der keinen Kursus zum Forellenessen bekommen hatte. Leider hatte ich die Szene nicht verfolgen können, denn der Gute sass hinter mir. Kathi beobachtete alles und berichtete dann live. Ärgerlich, wirklich ärgerlich, aber wahrscheinlich hätte ich losgebrüllt vor Lachen, und der Mann wäre gezwungen gewesen, mich zum Duell zu fordern. Jedenfalls sass er am Tisch hinter mir, vor seiner Frau und wusste offensichtlich nichts mit einer Forelle auf dem Teller anzufangen. Seine Frau ass etwas anderes und konnte nicht helfen, wie es aussah. Nun nahm er also Messer und Gabel und schabte und werkelte auf der Haut der Forelle herum. Vielleicht wartete er auf eine Eingebung die ihm mitteilt, wie man diese Dinger wohl auseinanderbauen muss, damit sie essbar werden. Zu dumm, dass kein anderer Gast im Hotelrestaurant ebenfalls Forelle ass, wo er es sich hätte abgucken können. So weit, so gut. Ich will nicht zu schadenfroh sein, so hätte ich auch dort sitzen können, aber der Spass fängt jetzt erst richtig an. Ehrlich, ich habe Kathi immer wieder detailliert gefragt, was er wie gegessen hat, und es waren auch keine Pilze in ihrem Essen, die zu halluzinogenen Anfällen hätten führen können. Der Mann verlor nicht nur die Gedult, sondern offensichtlich auch völlig die Fassung. Dieser ärgerliche kleine Fisch, der sich nicht einmal im Tode seinem Schiksal ergeben wollte, muss ihn wahnsinnig genervt haben, anders kann ich mir die folgende Handlung nicht erklären. Er nahm die Forelle in die Hand und..... biss den Kopf, oder zumindest Teile davon ab und begann zu essen. Natürlich ist der Kopf eines Fisches nicht mit Fleischreichtum gesegnet, woraufhin der Mann sich die Kleinteile mit den Fingern aus dem Mund, im wahrsten Sinne des Wortes, fischte. Ok, der Mann hat "gewonnen". Sicher wird er es irgendwann geschafft haben der toten Forelle den Garaus zu machen und sie ganz verspeist haben. Wer weiss, vielleicht sogar komplett. Gut ausgesehen hat er dabei nicht. So etwas nennt man wohl Pyrrhussieg. Vielleicht ist es so etwas wie die Moral von der Geschicht`. Kleinigkeiten sollten einem nicht zu schnell peinlich sein. Es wird schon noch jemand kommen, der völlig die Nerven verliert.

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