Mittwoch, 1. August 2007

Velotour Teil 5 und Ende

Tag 5 Das Frühstück bestand nach der stressigen Nacht aus Baguette vom Vortag oder dem davor, etwas Butter und einem sehr kleinen Schälchen Pflaumenmus. Das sollte sich noch rächen. Was soll`s, die Nacht war überstanden, keine Knochen gebrochen, der Preis war nicht hoch und der Tag war jung. Jung und mit dicken dunkelgrauen Wolken am Himmel. Eile schien geboten. Doch wieder waren die Wettergötter auf unserer Seite. Das drohende Gewitter zog knapp an uns vorbei und nur einzelne Tropfen fielen. Bis nach Porrentruy, unserem heutigen Etappenziel, waren es nur 20Km, wenn wir über die Hauptstrasse fahren würden. 20Km auf feinstem Asphalt, der das Velofahrerleben erleichtert. 20Km, die in höchstens 2h gefahren sind. 20 Km, die total langweilig sein werden! In Damvant beschlossen wir, einen kleinen Abstecher zur "Grottes de Rèclère" zu machen um uns eventuell die Höhle dort anzusehen. Diese Entscheidung, verbunden mit einem Missverständnis und dem mickrigen Frühstück, wird uns noch noch lange in Erinnerung bleiben. Wir bogen also ab und schlugen uns weitere 100m hoch in die Berge. Laut Karte handelte es sich dabei um ein Mountainbike- Strecke, was man ja prinzipiell nicht so ernst nehmen sollte. Diese Mountainbiker neigen ja ohnehin zu Übertreibungen. Mitten im Wald war der Weg jedoch von Pferdespuren übersät und völlig kaputt getrampelt. Ein Matschloch jagte das andere, der Pfad entwickelte sich zu einem Dschungel- Abenteuer. Der Weg zur Höhle war nicht sehr lang, aber äusserst schwierig. Die "Grottes de Rèclère" ist ein durchorganisierter Touristen- Tempel der keine Wünsche der Autotouristen offen lässt. Wir benutzten die Sanitären Anlagen allerdings nur zum Putzen unserer Velos. Ich hatte Kopfschmerzen und fühlte mich schlapp, ging aber davon aus, dass ich mich auch weiter durchkämpfen könnte. Das Frühstück war schon verbrannt, die Energie wurde knapp. Kathi fragte, ob wir den Rest des Weges auf der Strasse fahren wollten, aber ich lehnte ab. Mir zu liebe müssen wir nicht auf der langweiligen Strasse fahren, dachte ich. Denken war nicht genug, denn sonst hätte ich erfahren, dass Kathi wirklich lieber auf der Strasse weiter gefahren wäre. Ich für meinen Teil wollte ihr nicht die Velotour verderben und entschied mich deshalb für den weiteren Weg im Gelände. Eigentlich wäre mir die Strasse zu dem Zeitpunkt recht gewesen, besonders weil klar war, dass der Rest der Strecke über die Höhe nicht leicht werden würde. So machten wir uns auf den Weg nach Roche d`Or, wozu wir weitere 100 Höhenmeter zurücklegen mussten. Von Roche d`Or aus wollten wir nach Montancy, von wo aus es nur noch bergab nach Porrentruy gehen würde. Eine schöne Vorstellung, zwischen der nur der Weg nach Montancy lag. Ein Weg, der mit einem steinigen, steilen Waldweg begann. Die Steigung war nicht das Problem. Mein Problem hatte ganz andere Gründe. Der Weg war auch bei Bremsen, bzw. Brämen sehr beliebt und die traktierten und quälten mich. Ausserdem quietschte mein Fahrrad im Tretlager. Verdammt! Jetzt hatte ich wirklich miese Laune. Pfeiff auf die Kopfschmerzen und die Bremsenstiche, aber wenn das Velo noch kaputt geht, dann hört der Spass wirklich auf. Ausgerechnet das Tretlager. Das roch nach komplizierter und zeitraubender Arbeit. Darüber hinaus hörte die Steigung einfach nicht auf, dabei hatten wir doch schon "gefühlte 300 Höhenmeter" zurückgelegt. Nach ca. 30 Minuten hörte das Quietschen auf und meine Laune besserte sich. In Roche d`Or angekommen, musste noch eine letzte Anstrengung unternommen werden, um zur Vacherie Dessus, dem höchsten Punkt des Tages zu kommen. Dann, ja dann ist es geschafft, dachte ich. Wir glaubten mit dem anstrengensten Teil der Etappe fertig zu sein und fuhren munter weiter. An einer weiteren Alp vorbei, über Feldwege und Alpwiesen. Sehr idyllisch und angenehm, schon wegen der Sonne, die gerade die Wolken verdrängt hatte und eine wohlige Wärme spendete. Nach einiger Zeit des Wohlbefindens bogen wir in einen Waldweg ein, und es sollte eine lange Zeit voller Kampf und Ungemach folgen. Auch dieser Pfad war nass, rutschig und von tiefen Schlammpfützen durchzogen. Ich gebe zu, dass er nicht immer so war, denn manchmal war er auch so schmal und dornig, dass wir absteigen mussten um die Dornensträucher nieder zu treten. Ich will aber nicht nur unken, teilweise war der Weg auch wirklich schön und idyllisch. Nach diesem Waldweg folgten endlose Wiesen über die wie fuhren. Die Orientierung war nicht ganz leicht, die Wegweiser nicht sehr häufig. Dazu drohte der Himmel immer mehr mit dicken, finsteren dunkelgrauen Wolken, die nichts gutes im Schilde führten. Doch ein erneuter Waldweg sollte unsere Rettung vor dem Regen sein. Das Glück war wieder auf unserer Seite. Wir befanden uns am Rand der Regenwolken und ein Fichtenhain schütze uns vor dem leichten Regen, der nur wenige Minuten dauerte. Wir waren schier endlos gefahren und wähnten uns nahe am Ziel. Dem Regen entkommen und dem Ziel wahrscheinlich sehr nahe, setzten wir unseren Weg guter Stimmung fort. Den Weg durch den Wald, der keinen Deut besser war als der vorherige. Aber er war nahe am Ziel, nur das zählte. Allein diese Tatsache liess uns die Schwierigkeiten locker überwinden. Und so sollte es auch sein. Ca. 30 Min später verliessen wir den Wald und bogen auf eine wunderbare asphaltierte Strasse, die wir nur 500m herunterfuhren, weil dort das Gasthaus eines Naturfreundehauses stand und uns förmlich zum Cafèsieren einlud. Es war geschafft! Nach Porrentruy sollte es nur noch bergab gehen. Nein, nicht auf üblen, modrigen und schlammgefüllten Wegen die nur für Pferde taugen. Nein, bergab auf breiten, ebenen und trockenen Asphaltstrassen. Das Paradies! Von Porrentruy waren wir beide begeistert. Es ist eine Stadt, die nicht nur im Mittelalter verharrt, sondern auch reichlich Platz für "die Moderne" bietet. Wir sahen etliche Kneipen, bzw. Baizen an den Strassen, die voll von feiernden jungen Leuten waren. Auf den Strassen "tobte das Leben", eine tolle Atmosphäre. Doch es gibt auch eine andere Seite der Stadt. Die hintere Seite. Die Perspektive der morbiden Schönheit. Wir nahmen uns ein wunderbares Hotelzimmer. Mit bester Aussicht. Und fühlten uns einfach nur wohl. Wir duschten, ruhten aus und gingen fein essen. Die Nacht war ruhig, alles war bestens. Am 6ten Tag fuhren wir ins 20Km entfernt liegende Roggenburg. Diesmal wirklich auf normalen Landstrassen. Nach weniger als 2h waren wir am Ziel und genossen den Rest des Tages bei Essen, Plaudern und Tischtennis. Wir schliefen die Nacht auf dem Dachboden, bzw. Estrich und verbrachten den kompletten nächsten in der angenehmen Gesellschaft. Ein wunderbarer, ruhiger Ausklang unserer Velotour. Abends radelten wir noch 40 min zur S-Bahn und fuhren heim. Das sollte es dann gewesen sein.

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