Donnerstag, 6. September 2007

Schweizer Humor

Es ist lange her, seit ich von den drei dünnsten Büchern der Welt hörte. Das erste war "Die englische Küche". Dieses Buch gehört scheinbar der Vergangenheit an, denn die Küche Englands soll inzwischen einen sehr guten Ruf haben. Das zweite war "Italienische Heldensagen". Dazu kann ich nichts sagen. Ich kenne zwar Italiener/innen, aber es war nie notwendig in irgend einer Form Heldenhaft zu sein. Es scheint mir aber ziemlich sinnlos zu sein, Italiener/innen zu fragen, ob sie denn mutig sind. Was soll man auf solch eine Frage schon antworten? Das dritte hiess "Schweizer Humor Mir kam dieses "Buch" erst wieder in den Sinn, als ich seit Wochen in der Schweiz arbeitete. In meinem Bekanntenkreis haben die Schweizer/innen Humor, weshalb mich das Arbeitsleben umso mehr verblüffte. Am Arbeitsplatz, kann ich den Spruch mit dem dünnen Buch nur bestätigen. Wo immer ich auch einen kleinen Witz machte, sah ich in regungslose Gesichter, die offensichtlich jedes Wort absolut ernst nahmen und über das Gesagte nachdachten. Oft folgte folgender Dialog: "Pardon, war nur ein Witz." ........... "Ich weiss." Da drängen sich Fragen auf. Warum hat er nicht gelacht, wenn er es gemerkt hat. Sind meine Witze so schlecht? Darf man bei der Arbeit nicht lachen? Lacht man nur bei Freunden? Oder weiss er nicht, was das Wort Witz bedeutet? Ich habe natürlich nachgedacht und eine Theorie entwickelt. Ich vermute, das Schweizer/innen so etwas wie zwei Leben leben. Eines am Arbeitsplatz und eines privat. Bei der Arbeit ist man freundlich und macht die Arbeit so gut und gewissenhaft wie möglich. Private Bedürfnisse fliessen dabei in keiner Weise ein. Es geht ums Schaffen, nicht um private "Belustigung". Im privaten Bereich ist dann die Art des Lifestyles wichtiger als bei "uns Nordlichtern". Genuss in vielerlei Formen steht in der Rangliste ganz oben. Allem voran das Essen, wie mir scheint. Das ist im Norden wieder ganz anders. Ich halte "uns" für kulinarische Barbaren, was aber auch am verminderten Nahrungsmittelangebot liegen wird. Ausserdem dient Essen ausschliesslich dazu, die Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Alles andere kostet nur unnötig Zeit. Jedenfalls läuft es bei der Arbeit äusserst sachlich ab. Nur weil ich ein Problem damit habe, heisst das aber nicht, dass wir Norddeutschen mit unserer direkten Art ein besseres Leben führen. Der Stil in der Schweiz macht das Arbeiten ja erst einmal wesentlich angenehmer und vereinfacht vieles.Wer weiss, vielleicht hilft diese strikte Trennung auch dabei die unangenehmen Aspekte der Arbeit zu verarbeiten. Auf jeden Fall fällt mir stark auf, dass in der Schweiz niemand meckert. Damit ist die Schweiz quasi das Gegenteilvon Deutschland. Dem Charakterzug der Deutschen, der wirklich nervt. Ich will mich davon nicht ausschliessen, ich bin ja auch einer ;-) Dieser Zug ist jedenfalls typisch deutsch. Ich kann zwar nicht einfach meine wirren Gedanken und vorgefassten Meinungen allen Deutschen andichten, aber wir wissen ja selbst nur zu gut, dass wir ein Volk von notorisch unzufriedenen Meckerern sind. Aber wie schon erwähnt, der Stil in der Schweiz ist mir fremd und bereitet Probleme. Es ist hart für mich, nicht ständig dumme Kommentare abgeben zu können. Wenn wirklich mal jemand die Nerven verliert und etwas unfreundlich zu mir ist, dann freue ich mich direkt den Hauch der Heimat zu spüren. Die ständig freundliche und sachliche Ebene kommt mir vor wie ein stiller See. Immer seichtes, glattes, wohliges Wasser. Ich komme aber vom Meer, "wo Wind und Wellen wüten". Ich spüre keine Gefühle, und das verleiht mir das Gefühl vorsichtig sein zu müssen. Das fördert sicher das Vorurteil, dass Deutsche arrogant sind, aber die Unterschiede lassen sich nicht einfach abstellen. Mit der Zeit wird sich alles "einlaufen", dessen bin ich mir sicher. Uns Menschen zeichnet ja in erster Linie die Anpassungsfähigkeit aus, wir gewöhnen uns an alles. Wie auch immer, zurück zum Buch. Wer in der Schweiz arbeitet und noch keine Freunde hat, kann hoffen. Die Humorlosigkeit beschränkt sich wahrscheinlich auf den Arbeitsplatz.

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