Sonntag, 14. Oktober 2007

Besuch

Ich bin in der fünften Woche. Seit fünf Wochen habe ich "Gäste". Mal zeigen sie hemmunglos, wie sie mich schädigen können, mal verbergen sie sich geschickt, so dass ich denke, sie wären endlich weg. Aber sie sind nicht weg. Sie scheinen zwar schwächer, vermehren sich aber immer noch hemmungslos. Ich habe sie zurückdrängen können, aber Stirnhöhle und Hals geben sie einfach nicht preis. Sie sitzen dort beharrlich und halten ihre Stellung. Diese mediterranen Virenstämme in der Schweiz machen mir schwer zu schaffen. Immer wenn ich denke sie endlich besiegt zu haben, sind die Biester am nächsten Tag umso fröhlicher. Ich trinke nicht so viel wie ich den Tag über ausschnaube und huste. Deswegen habe ich auch 4Kg abgenommen. Nein, nicht am Bauch, dann könnte ich meine Infektion vermarkten und gegen Gebühr Menschen anhusten, damit sie durch meine Gäste abnehmen. Prinzipiell fällt es mir zwar schwer Energie aufzubringen, aber ich habe eine kleine Nische der Freude gefunden. Das Klettern. Hier gleicht der Gewichtsverlust den Kräfteverlust locker aus und ich bin stärker als zuvor. Ein sehr schönes Gefühl. Bis zum nächsten Morgen, denn dann bin ich umso schlapper. Wie ein Kater. Die Biester holen sich von mir wieder, was ich ihnen nahm. Doch es ist mir egal. Ich gebe nicht kampflos meinen Körper her. Apropos kampflos. Frontalangriffe wie Erkältungstee, Inhalieren, heisse Bäder und viel Schlaf blieben wirkungslos. Dennoch wurde mein Zustand leicht besser und ich hielt die Viren an den erwähnten Stellen in Schach. Aber seit heute zweifel ich daran, es ohne fremde Hilfe zu schaffen. Heute, am Freitag dem 12. Oktober 2007, musste ich mich die letzten 37m bis zum Gipfel des Schilthorn derart hochquälen, dass ich zu dem Schluss gekommen bin, dringend wieder zu Kräften kommen zu müssen. Ich muss dann wohl endlich mal zum Arzt, denke ich. Jedenfalls im Moment. Vielleicht verstecken sie sich ja wieder und ich denke Montag anders.

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