Mittwoch, 24. Oktober 2007

Büffets

Ich glaube, dass Büffets sehr komplexe Systeme sind und somit auch ein Eigenleben entwickeln. Da stehen sie, die Kessel, und Platten. Passiv und repräsentativ. Aber dieses lukullische Stillleben täuscht. Es wartet nur darauf sich bei den kommenden Plünderungen zu wehren und die Verursacher- Innen bloss zu stellen. Wie sonst soll man sich erklären, dass Melonenstücke auf den Gabeln der Eroberer anfangen zu zucken und zu winden um dann zwischen Obstschale und Vanillesosse fallen zu können? Vielleicht wollen sich auch retten, die Melonenstücke, Bohnen, Sossen, Fleischscheiben und was ich sonst noch so zwischen den Kesseln und auf der weissen Tischdecke sah. Aber die kurzen Blicke der Schuldigen über ihre Schulter zeigen die Scham. Dabei haben sie Greifwerkzeuge mit denen sie zugreifen können. Doch das verlangt Geschick, Ruhe und ein gutes Auge. Dinge, die rar sind, wenn der Fressfeind neben einem steht. So werden dann aus gezielten Greifern hektische Schnapper. Genau das ist der psychologische Trick der Büffets. Dann schnappen und schnappen sie, aber es fällt immer wieder die Hälfte aus dem Greifwerkzeug. Reine Schikane oder Naturgesetz? Die Büffets schrecken auch vor Propagandatricks nicht zurück. Riesige Krater durch die eingetauchten Löffel und erstarrte Sossen- Oberflächen lassen zusammen mit den Flüchtlingen zwischen den Schüsseln alles immer unappetitlicher aussehen. Miese optische Tricks um den weniger fressgierigen den Appetit zu verderben. So wird den Personen, die sich nicht vollends dem Rausch ergeben, immerhin die Chance eingeräumt, das Feld zu räumen und so gesund bleiben zu können. Soll einfach nur die Nahrungsmittelbeschaffung erschwert werden oder rächen sich die Büffets wirklich für die Plünderungen? Eigentlich sollten die Teller, die so voll sind, dass man sie auch für eine Nachbildung der Rocky Mountains halten könnte, gegen die Theorie der erschwerten Beschaffung sprechen. Aber in der Gesellschaft haben ja unter allen Bedingungen manche Menschen viel zu volle Teller. Ich persönlich glaube an Rache. Am "Ende der Schlacht" sitzen nämlich die mit den ehemals vollen Tellern am Tisch, können sich kaum bewegen und sehen nicht so aus, als würden sie sich wirklich wohl fühlen. Die gesundheitlichen Folgen dieser Gelage lassen auf eine Sieg der Büffets schliessen. Die Schlacht wird in das Innere der Feinde getragen und gegen den Stoffwechsel weitergeführt. Ein schleichender Sieg, der die PündererInnen nicht wissen lässt, dass sie verloren haben. Rache ist eine Kost die man kalt geniessen muss.

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