Mittwoch, 31. Oktober 2007

Wasenegg

Viele Wege führen auf das Schilthorn. Wir entschieden uns allerdings dafür, eine Wanderung durch die grossartige Natur im Schoss des Berges zu unternehmen. Es wäre langweilig gewesen, wieder die Seilbahn bergab zu fahren. Also machten wir uns auf den Weg Richtung Westgrat. Wirklich nur die Richtung, unser Plan war, dass wir noch vor der südlich vom Gipfel liegenden Rotstockhütte zum alt bekannten Grausee wandern. Lange Rede, kurzer Sinn, wir gingen los und liessen dann die Dinge auf uns zukommen. Letztendlich sind ja alle Wege sehr gut ausgeschildert, wodurch ständige Routenänderungen kein Problem sind. Noch sehr weit unten, nahe der Spielbodenalp, war genau die richtige Stelle für ein schönes, kitschiges Foto der Jungfrau. Der Weg führte uns jetzt um "die Nase" des Waseneggs herum. Den Weg zu diesem Aussichtspunkt hatten wir am Vortag von oben fotografiert. Und genau zu diesem Grat führte unser Weg. Von dort aus ergeben sich mehrere Möglichkeiten mit der Tour fortzufahren. Entweder nach sofortiger Überquerung in Richtung Grausee, oder den Grat entlang und vom Aussichtspunkt aus steil in Tal. Ist die Felsnase passiert, folgen zwar 300 Meter Anstieg, aber der Weg ist bestens und somit die Höhendifferenz leicht zu bewältigen. Nach langer gemächlicher Wanderung den Bergrücken entlang müssen erst wieder direkt unter der Gräte ca. 400 Meter Anstieg angegangen werden. Oben angekommen, belohnen der herrliche Ausblick und eine feine Bank die Mühe. Rundblick gefällig? Ok, von Norden über den Osten zum Süden. Dort steht das Dreigestirn. Der Blick südöstlich war zu schattig, die Fotos wurden nichts. Am Anfang ist die Rote Härd, zu sehen neben Kathis Kopf. Es ist der Sattel vor dem Westgrat des Schilthornes. Dann das allseits bekannte Piz Gloria- Restaurant. Die Birg- Zwischenstation. Der Wasenegg- Grat mit dem berühmten Dreigestirn. Für die nicht wissenden norddeutschen eine Erklärung. das Dreigestirn besteht, von links nach rechts, aus den drei Bergen Eiger 3970m, Mönch 4107m und Jungfrau 4158m. Ein feines Personenföteli mit blauem Himmel und super Gipfeln muss natürlich auch dabei sein, ist ja klar. Doch was ist das? Ganz vorne, am Ende des Grats? Eine Bank. eine Bank, auf nem schroffen Felsen, mitten im Dead End. Da musste ich hin! Und es hatte sich gelohnt, der Ausblick ist vom feinsten. Erst der Blick auf Mürren. Dann auf das ganz unten im Tal liegende Stechelberg, und auf unser Etappenziel beim steilen Abstieg. Auf 1946 Metern Tiefe ;-) Ich habe mir übrigens angewöhnt den Schwung beim Absteigen zu nutzen. Ich steige im Dauerlauf ab, denn das scheint mir erheblich mehr die Knie zu schonen, als das ständige Abbremsen des Körper- Gewichtes. Ok, ich gebe es zu. Da war eine Stelle, die mir etwas Angst eingeflösst hat. Es ging einfach der Weitwinkel im Augenwinkel auf, der mir diese fiese Tiefe präsentierte. Die ratio siegte zwar, aber der Weitwinkel blieb geöffnet und ich starrte aus dem Augenwinkel ständig in den gähnenden Abgrund. Mir selbst zuflüsternd, dass ich auch sonst nicht mehr Platz zum Laufen brauche, selbst dann nicht, wenn ich stolpern würde. Alles nur Bluff, nur Show. Der Rückweg verlief ohne Angst. Aber den Respekt verlor ich nicht. Der Rückweg war fast so schön wie der Hinweg. Abgesehen davon, dass es sich eben um den Weg zurück handelt. Das ist der Weg, der gegangen wird, wenn alles geschafft ist. Der Weg, der kein neues Ziel hat. Nur durchgefroren, hungrig oder völlig am Ende lohnt sich dieser Weg. Denn dann locken Badewanne, Abendmahl oder Bett. Vor Mürren ging es einen Schotterweg hinunter. Zum Glück nicht allzu weit, den so ein stark abfallender, Schotterweg gehört zum schlimmsten überhaupt. Mieses Gerutsche, das voll auf die Knie schlägt. Man kann eben nicht alles haben. Es ist eine wunderbare Gegend dort. Eine Gegend die keine Wünsche offen lässt. Eine, die es allen auch wesentlich härter besorgen kann. Nur eine Sache der Planung *grins*

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