Agenda
Die Zeit ist gekommen. Sie streifen mit ihren dicken Agenden durch
Party- und Büroräume sowie Privatwohnungen. Es ist die Zeit der
Eintragungen für Essen, Verabredungen im privaten und beruflichen Bereich.
Alles muss "terminiert" werden. So sieht man auf Partys und in Beizen
kleine Gruppen an Tischen sitzen, die mit bibeldicken Agenden in der
Hand oder auf dem Tisch zusammensitzen und Termine besprechen.
Selbst am Rheinufer sah ich sie sitzen, die "TerminiererInnen".
Statt der heiligen drei Könige kommen die heiligen Agenden. Die sakrale
Zeit des zeremoniellen Zusammensitzens um gestenreich beim guten Schweizer
Kaffee oder dem einen oder anderen Prosecco bei Partys die Freizeit zu verplanen.
Es wird knapp, wirklich knapp, im Frühjahr noch einen Termin
für ein ungezwungenes Nachtessen zu bekommen.
Das befremdlichste daran ist für mich, dass sie das auch noch durchziehen
und nach diesem Kalender ihre Zeit einteilen. Die SchweizerInnen schaffen
es wirklich, sich zu diesen lange vorbereiteten Terminen zu treffen und
die Zeit miteinander zu verbringen. Ausser bei mir, da hat jemand geträumt
und das 3 Monate zuvor geplante Essen nicht beim Arbeitgeber eingetragen.
Schlecht gelaufen für ihn, denn er musste dann arbeiten. Für mich war es
weniger schlimm, denn es waren noch fünf andere Personen eingeladen.
Aber er entkam mir nicht, ich liess ihm seine Portion Grünkohl auf
anderem Wege zukommen.
Jedenfalls ist diese Planerei nicht "my style".
Für mich ist das nichts, ich fühle mich dann, als würde ich mich meines
freien Willens berauben und meine momentanen Gefühle auf den Juni verschieben.
Ich bevorzuge die totale Bedürfnissteuerung des Momentes.
Vielleicht habe ich deswegen so wenig FreundeInnen ;-)