Dienstag, 21. Oktober 2008

Alpen vs Lappland

Auf den ersten Blick ist der Vergleich sicher Unsinn, aber es geht ja um die Hütten und nicht um die Qualität der Länder.
Auf den zweiten Blick erscheint es mir zwar noch unsinniger, aber das hat mich ja noch nie gestört.
Aber wenn ich sauer bin, weil ich für die Hütte in Schweden ca 35,-€, bzw 56,-SFr ohne jegliche Mahlzeit zu bekommen ausgebe und "zur Belohnung" die Säge in die Hand gedrückt bekomme, wenn ich Feuerholz aus dem Schuppen holen will, dann muss der Druck in meinem Hirn durch Text verringert werden.
In Abiskojaure lief es jedenfalls so.
Wir kamen an, die Hüttenwirtin kam raus und wir hörten uns ihren Vortrag darüber an, was wir alles zu tun und zu machen hätten. Ich weiss gar nicht, was die Frau denn noch so den Tag über macht.
Ich habe jetzt ein bischen Angst dass, wenn wir nächstes Jahr wieder kommen, ich vielleicht nach dem Bezahlen ne Hauswand streichen soll. In den Fjällstationen, sprich, den grossen Hütten, waren die Leute zwar lockerer, aber meistens ist doch viel Mithilfe nötig, so wie in der Abisko- Fjällstation, wo man die Zimmer selbst reinigen muss. Ok, muss man nicht, das wirkt sich dann aber empfindlich im Preis aus.
Die Alesjaure Fjällstation war dafür durchweg positiv.
Die Leute waren nett und unkompliziert und die kleine Sauna der absolute Hammer! Jedenfalls nach dem anstrengenden Passgang von der Unna Allakasstugorna aus. Die Nordlichter zähle ich lieber nicht, auch wenn die Chancen welche zu sehen Anfang September sehr hoch sind.
In den Alpen bekomme ich für etwas mehr Geld ein drei bis viergängiges Menü plus Frühstück. Ich habe in Lappland auch des öfteren das Argument gehört, das zu viele Menschen in den Alpen wären und es in Skandinavien so schön einsam ist, aber nach dem ich heute so viele Leute wie auf nem Gebrauchtwagen- Basar gesehen habe, halte ich das für ne faule Ausrede. Wenn ich allerdings genauer darüber nachdenke, fällt mir auf, dass eigentlich die wenigsten Deutschen in den Hütten nächtigen, sie schlafen meist in Zelten und lästern über die Ausrüstung der anderen, aber das ist eine andere Geschichte.
Vielleicht spielt der "Charme der Länder" ja doch eine grössere Rolle als ich dachte.
Wenn ich in Skandinavien nicht von einer bequemen Hütte zur anderen laufe, sondern im Zelt schlafe, feuchte Kälte ertrage und tagelang mit nassen Füssen herumlaufe, dann kann ich wirkliche Einsamkeit erleben und jeden vierten oder fünften Tag zufällig Gleichgesinnte treffen. Jedenfalls hatte ich diese Gefühle, wenn ich mich trotz der Strapazen abseits der üblichen Wege durch das Land pflügte und nach Tagen Leute traf, die meist Englisch oder eben deutsch sprachen.
Dieses Gefühl ist in den Alpen wohl kaum zu erleben.
Es ist zwar möglich, dort relativ einsam zu wandern aber die Möglichkeiten sind begrenzt und viele Touren führen schnell mal über einfache Gletscher, für die aber die nötigen Kenntnisse, sowie die Ausrüstung erforderlich sind. Die Erhöhung des Leistungsniveaus bringt eher das Gegenteil, denn es gibt viele, WIRKLICH VIELE Menschen die aussergewöhnliche körperliche Leistungen bringen und die alles andere als einsam enorm schwere Gipfel besteigen.
Ich behaupte deshalb an dieser Stelle, dass die Möglichkeiten des einsamen Wanderns in den Alpen zwar geringer, aber Standard und Service in den Hütten um Lichtjahre besser sind. Jedenfalls wenn keine besoffenen Bergsteiger schnarchend in den Betten liegen.
Gut, ich gebe zu, dass sich die Natur der beiden Länder ein winziges bischen unterscheidet und das dieser Unterschied ein Reisekriterium sein könnte, aber solch unwesentliche Details sollte man doch wirklich nicht auf die Goldwaage legen.

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