Sonntag, 15. Februar 2009

Neapel

Ich kann Neapel gar nicht so recht beschreiben. Ich habe dort zwar ein paar Nächte verbracht und gearbeitet, aber es ist "kein Funke herübergesprungen". Es könnte unter anderem daran gelegen haben, dass selbst bei funktionierender Müllabfuhr der Dreck nichts für nordeuropäische Augen ist. Besonders wenn volle, aufgeplatzte Mülltüten neben leeren Mülleimern stehen. Dem Geruch nach zu urteilen, erfüllen die Brückenpfeiler in Napoli auch mehr als einem Zweck. Abgerundet wurde das Bild durch die kaum gepflegten Häuser bei denen mir eher das Wort Insassen als Mieter einfällt, denn die wohnen dort sicher nicht freiwillig. Scheiss Kapitalismus. Leider habe ich keine Fotos davon, da es dunkel war. Fotografieren konnte ich immerhin ein typisches Bild der Strasse mit Wohnungen, aus denen wohl das Beste gemacht wurde und der total typisch draussen hängenden Wäsche. Teilweise standen einfach Wäscheständer im Regen auf dem Trottoir. alte Häuser gemütlich Ich muss aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass es auch eine Menge schöner Gebäude in Napoli gibt. Eines davon ist das Museum CAPODIMONTE. Capodimonte Die anderen Gebäude, die teilweise wirkliche Prachtbauten sind, konnte ich leider nicht fotografieren, schliesslich war ich zum Arbeiten in Neapel ;-) Ich arbeite aber daran, immer einen Fotoapparat in der Tasche zu tragen. Die Pizza des ersten Abends war in Ordnung, hat mich aber nicht gerade vor Hingabe vom Stuhl gerissen. Dafür gab es am zweiten Abend einen stinkenden Fisch für 22,-€. Ist doch auch nicht schlecht, oder? Normalerweise habe ich schnell das Gefühl betrogen zu werden, aber der Kellner sah so richtig glücklich aus, als ich seiner Empfehlung nachkam. Beim Essen verhielt es sich genau so. Er war einfach nur völlig zufrieden, dass jemand diesen Fisch verzehrte. Immer wieder stand er neben mir, gekleidet in der typischen Kellner Bekleidung und fragte, ob alles recht so sei. Ich habe ihm geglaubt und glaube ihm immer noch! Dabei könnte man wirklich den Verdacht hegen, dass er sich wunderte, warum ich nicht krank wurde. What ever, das Essen in Italien war mal wieder weder wirklich schlecht noch gut, aber für meinen Geschmack besser als in London, wo alle Speisen nach nichts schmecken. Die bringen es sicher fertig Döner nach nichts schmecken zu lassen, aber das steht auf einem anderen Blatt. Es hing sicher auch mit dem Wetter zusammen, dass die Menschen in Napoli nicht glücklich aussahen. Ich sass mit T-Shirt beim Essen, während die Einheimischen mit Daunenjacke dort sassen. 14° und Dauerregen sind die dort einfach nicht gewohnt und ich kenne aus Norddeutschland kaum etwas anderes. Dachte ich so bei mir. Aber wenn ich die dann so Roller fahren gesehen habe, hatte ich Zweifel an meiner Theorie, denn diese Art zu fahren bedarf ja einer gewissen Übung. roller und regenschirm Selbstverständlich herrscht auf Napolis Strassen totales Chaos. Warum sollte es dort auch anders sein, als in irgend einer anderen europäischen Grossstadt? Allerdings sehen die Fahrzeuge dort kaputter aus. Mir macht das keine Angst, denn ich bin mit dem LKW unterwegs. Aus mir ist was geworden, ich fahre ein grosses Auto. Wer ein grosses, schweres, stabiles Auto fährt ist der Boss, jedenfalls wenn er sich den örtlichen Gepflogenheiten anpasst und ordentlich draufhält. Wer nicht mitspielt bleibt am Rand stehen und muss zusehen. Verkehr in Napoli Beim Arbeiten scheint das anders zu sein. Denn dort ging es, von aussen betrachtet, sehr demokratisch zu. Jeder Handgriff wurde besprochen und ausdiskutiert, was aber im Grunde nicht schädlich war, denn sinnvolles Werkzeug oder Arbeitsmaterialien standen ohnehin nicht zur Verfügung. Mir scheint, dass in Italien ganz auf Manpower gesetzt wird. Lieber zwei Personen mehr, als eine technische Ladehilfe. Das ist wirklich eine soziale Sache, denn so verdienen die Menschen zwar nicht viel Geld, aber es gibt auch weniger Arbeitslose. Vielleicht haben die ItalienerInnen schon früh die Zeichen der Zeit erkannt und einen elektrischen Hubwagen als Vorboten der Roboter gesehen, die durch gnadenlose Rationalisierung nur Arbeitsplätze kosten. Vielleicht sind sie klüger als wir und schlagen so der neoliberalen Marktwirtschaft ein Schnäppchen. Vielleicht sind wir nicht nur dumm, sondern haben auch ein mieses Lästermaul, wenn wir über die Menschen lästern, die nicht so arbeiten wie wir. Vielleicht ist es Zeit darüber nachzudenken, ob wir nicht mindestens genau so unperfekt sind. Ich glaube nicht, dass es "schlechtere Menschen" gibt. Es gibt nur "andere Seiten".

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