Samstag, 24. Oktober 2009

Jassen

Vor gar nicht langer Zeit habe ich mit Arbeitskollegen gejasst.
Mein deutscher Kollege Sascha und ich, gegen Urs und Robert.
Sascha musste vorher noch die Regeln lernen, aber da er ein guter Skatspieler war und eine gute Auffassungsgabe hatte, war das kein Problem.
Das Problem hatten Urs und Roberto, denn wir fingen an, den beiden die Spiele “umzudrehen”.
Die Reaktion der beiden war allerdings köstlich.
Sie freuten sich und lachten sich tot!
Damit hatten sie nicht gerechnet.
Da kommen so ein paar “Dütsche” und fangen richtig an zu spielen.
So richtig Jassen.
GEGNER, keine Opfer.
Nicht so ein Weichspüler für Anfänger, nein, richtig Jassen.
Nach einem harten und langen Arbeitstag beim Bier im Hotel sitzen und so jassen, dass sogar nachgedacht werden muss.
Ehrlich, ich habe das Glück in den Augen der Beiden gesehen.
Das soll jetzt nicht heissen, dass Jassen ein einfaches Spiel ist, auch wenn Sascha und ich natürlich so geredet hatten, um die beiden aufzuziehen.
Wir waren alle nicht mehr wirklich nüchtern und als Skatspieler kann man zu einem guten Teil mitdenken. Die Karten fielen allerdings auch gut für uns.
Es ist also nicht so, dass die beiden miserabel gespielt hätten.
Aber der Punkt ist ein anderer.
Urs und Robert konnten an dem Abend “die Schweiz leben”.
Nach einem Arbeitstag im Hotel unerwartet Jassen und sich so richtig daheim fühlen zu können, war einfach das Höchste.
Beim Beibringen der Regeln kam sofort diese tiefe Verwurzelung mit der Schweizer Tradition zum Vorschein.
Es ging hier um Jassen, das ist nicht irgendein Kartenspiel, das ist DIE SCHWEIZ. Das ist Leben, kämpfen, fühlen der EidgenossInnen. Die Frauen die ich kenne, sind beim Jassen keinen Deut besser. Es geht sofort zur Sache, da “werden keine Gefangenen gemacht”.
Das lässt sich einfach nicht mit Worten beschreiben, so etwas habe ich noch nie erlebt.
Diese tiefe Verbindung mit dem eigenen Land und einigen seiner Traditionen kenne ich überhaupt nicht.
Jetzt wird mir langsam klar, warum alle immer so angefasst sind, wenn ich etwas schlechtes über die Schweiz sage.
Und das, liebe SchweizerInnen, ist deutsche Tradition.
Meckern über das eigene Land. ;-)

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