Samstag, 10. Juli 2010

Was sind eigentlich “Deutsche”?

Jetzt arbeite ich seit zwei und einem halben Jahr eng mit Schweizern, Elsässern, süddeutschen und Franzosen zusammen.
Weniger eng und eher flüchtig mit Niederländern, Belgiern, Madrilenen, Nord und Süditalienern, sowie Engländern.
Ab und zu kommen wir dann ins Gespräch, wobei ich dann öfter mal als “untypischer Deutscher” bezeichnet werde.
Der Sache musste ich dann unbedingt auf den Grund gehen.
Was ist ein typischer Deutscher?
Wie sehen andere das?
Und wie sehe ich das?
Es ist tatsächlich so, das deutsche in weiten Teilen Europas als arrogant gelten.
Ich dachte immer, das nur die SchweizerInnen so denken, aber das ist leider nicht so.
Das ist hart für mich, denn ich empfinde das überhaupt nicht so.
Ausserdem höre ich sowieso immer von allen, dass sie die besten wären.
Natürlich bin ich dann bestrebt “Deutschland zu verteidigen”.
Dummerweise stosse ich dabei schnell an meine Grenzen, weil sich meine Erfahrungen zB mit Süddeutschen in engen Grenzen halten.
Allerdings reichen diese, um zu merken, dass die Jungs und Mädels im Süden der BRD “völlig anders ticken als “wir” im Norden”.
Obwohl meine Diskussionspartner und ich relativ schnell an sprachliche Grenzen geraten, kristallisiert sich immer wieder eines heraus.
Im wesentlichen unterscheidet sich der Norden vom Süden!
Egal ob in Deutschland oder Frankreich.
Die Schweiz klammere ich mal wegen den inländischen Sprachunterschieden aus, und Italien aus Geografischen Gründen, denn das ist ja eh so weit südlich.
Spanien lasse ich auch aus, denn die dortigen krassen Unterschiede haben nix mit Nord- Süd zu tun.

Jedenfalls musste ich immer wieder mit Verwunderung feststellen, dass ich einem Niederländer, Normannen oder Bretonen ähnlicher bin als einem Süddeutschen.
Hier wurden immer wieder markante Ähnlichkeiten festgestellt.
So hat zB Marcel, ein Belgier der in Amsterdam lebt, genau die gleichen gesellschaftlichen Verhaltensmuster wie ich.
Und das haben nicht wir, sondern unsere Freundinnen festgestellt.
Ähnliches ergaben meine Gespräche mit Französischen Kollegen.

Es gibt also weder “DEN Deutschen”, “DEN Franzosen” oder DEN, DIE, irgendwas.
“Nordmenschen” und “Südmenschen” würde es vielleicht eher treffen, ist allerdings genauso pauschal.


Zwar drängen sich nun Parallelen zum Glauben auf, aber da Genf calvinistisch war und weite Teile der Schweiz ebenso protestantisch wie Norddeutschland, trifft das auch nicht “ins Schwarze”.
Die Struktur einer Gesellschaft, bzw Gemeinschaft ist einfach zu komplex um einfache Formeln zu finden.

Bleibt die “Arroganz der Deutschen”

Das “Distanzverhalten”, bzw die Zurückhaltung kann es nicht sein, denn der Norden Deutschlands scheint beliebter zu sein als der Süden.
Allerdings bleiben die eher unter sich und drängen nicht im Süden in die Arbeitsmärkte, bzw die “Reviere der anderen”.
Im Gegensatz zu den Ostdeutschen, die auch eher beliebt sind.
Jedenfalls wenn es keine BerlinerInnen sind, denn die liegen im “Grosse Fresse- Ranking” ganz weit oben.

Natürlich gibt es “den Arroganten Deutschen”.
Genau so, wie es in jedem anderen Land der Welt arrogante Menschen gibt.

Allerdings scheinen “die Deutschen” (ich eingeschlossen), mit ihrer direkten Art ständig anzuecken, weil diese Mentalität in weiten Teilen Europas völlig unpopulär ist.
Das kann ich gut verstehen, aber leider nur schwer ändern.
Aber verwechselt das bitte nicht mit Arroganz.

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