Dienstag, 24. Juni 2008

Klettersteig Fürenwand

Begehung: 20.06.2008
Gebiet: Schweiz/Obwalden/Vierwaldstätter Alpen
Anfahrt: SBB bis Engelberg, Taxi bis 200m vor den Einstieg für 30,-SFr. Buslinie bis Herrenrüti fährt erst ab Ende Juni. Per PKW bis Parkplatz Herrenrütiboden an der Gondelbahn
Ausgangspunkt: Gumen
Gehzeiten: Engelberg bis Herrenrütiboden (Gondelbahnstation) 1:15 h von dort zum Einstieg 20 Min. Klettersteig: 2,5 h Abstieg per Gondelbahn
Anforderungen:

KS4-0 (schwieriges Klettern, nix alpines)

Höhen: Gondelbahnstation Herrenrütiboden: 1080m Fürenalp: 1850 m Klettersteig: 550 m
Verhältnisse: Die 19 m lange und ausgesetzte Leiter am Ende gibt der Kraftkondition den Rest. Der Steig hat nen klasse “Thrillfactor”
Kindgerecht? nein
Unterkunft: Restaurant Fürenalp 041/637 39 49 Die waren sehr, sehr nett zu mir :-)
Einkehr:

Am 20.06.2008 war es endlich wieder soweit. Ich bekam überraschend einen freien Tag und rief spontan im Restaurant Fürenalp an, um zu sehen ob dort noch Platz ist. Es war nicht nur Platz, sondern es war "alle Plätze", denn niemand war zum übernachten angemeldet. Die Klettersteigsaison konnte also eröffnet werden, der Klettersteig Fürenwand wartete auf mich. Da stellt sich doch die Frage, warum der Mann allein auf Klettersteige geht. Einfache Antwort: Weil der Mann nur kurzfristig frei hat und deshalb eben allein ist. Ich habe also keine Person die mich beim Klettern sichert und muss deshalb Solos machen. Das kostet Überwindung, macht aber auch viel Spass. Zur Anreise per Zug: Voll der Scheiss kann ich nur sagen! Basel- Luzern 1:15, dann 50min Aufenthalt, dann 1:15 nach Engelberg. In Engelberg fährt ein Bus zur Herrenrütli erst ab ende Juni, was weitere 1:15 strammen Marsch bis zum Einstieg erfordert. Da ich wirklich spät dran war und die Restaurantwirtin zeitlich gesehen wirklich grozzügig zu mir war, sparte ich die Zeit für den Fussmarsch ein und nahm für 30,-SFr ein Taxi zum Einstieg. Da stand ich nun und hatte wieder diesen komischen "Solodruck" im Magen. Die Wand die ich diesmal heraufstieg sollte mit 2:20h mehr als drei mal so lange dauern wie der San Salvatore. Ausserdem ist sie mit ungefähr 600m Höhe fast drei mal so hoch. Als ich vor der Wand stand, dacht ich allerdings, dass der Keks in einer Stunde gegessen ist, was ich noch bereuen sollte. Nachdem ich in die Wand eingestiegen war, sah ich "Besuch kommen". Eine Gruppe von drei Personen stieg mir nach. Das hat den grossen Nachteil, dass ich aufpassen muss wohin ich trete, damit ich keine Steine löse. Die drei trugen zwar kluger weise Helme, aber das nützt der Schulter bei Steinschlag wenig. Somit musste ich viel mehr das Eisen für die Füsse benutzen und konnte weniger "richtig klettern". Ich wundere mich immer wieder darüber, dass Berge überhaupt stehen, wenn ich fühle wie sie "unter mir wegbröseln". Jedenfalls war das mit der Kletterei sehr schade, denn ich langweilte mich ein wenig. Die Tiefblicke bin ich inzwischen gewohnt und das reine Benutzen der Eisen war mir zu einfach. Tiefblicke? Wieso Tiefblicke? Man sieht doch immer nach oben! Also benutzte ich oft die nackte Wand auf wirklich kleinen Tritten. Ich wollte doch sehen, wie meine neuen, bedingt Steigeisenfesten Wanderschuhe so auf kleinen Leisten stehen und ob sie "am Fels kleben". Ja, ja, "kleine Kinder die spielen sind gesund". Natürlich holte die kleine Gruppe dabei immer wieder auf, woraufhin ich wieder Höhe gewinnen musste. Schon um die drei fotografieren zu können. Ok, es ist schon tief. Ich finde Fotos mit "kleinen bunten Menschlein" viel, viel spannender, und sie finden es vielleicht auch nett, dachte ich mir. Mit Erfolg wie man sieht, denn ich habe die Fotos nicht ohne zu fragen in den Blog gestellt. Merci vielmal, kann ich da nur sagen. Jedenfalls plätscherte die erste Wand so dahin und kurz vor dem Ausstieg zum sogenannten Jägerband, wo man fein pausieren kann, grinst mich einer mies an. Lustige Sache, mir gefällt diese Art Humor. Auf dem Jägerband traf ich dann mit den dreien zusammen und wir plauderten ein wenig. Dabei einigten wir uns darauf, dass sie im zweiten Wandteil vorausgehen. Ich machte noch etwas Pause und genoss den Ausblick. Der Anfang der zweiten Wand sieht allerdings schon beeindruckend aus, das muss ich zugeben. Teilweise echtes "Eiger- Flair". Das musste ich einfach fotografieren. Zur Erinnerung. Dies ist die zweite Hälfte *grins* Fett, oder? Bei so einer kahlen Wand fallen auch keine Steine mehr, da ist dann wirklich alles fest. Und das ist längst nicht alles, es muss noch einiges gestiegen werden. Und genau das hatte ich mächtig unterschätzt. Ich war abgearbeitet und dies war die erste Wand der Saison für mich. Die Spielerei im unteren Teil rächte sich, die Kräfte liessen nach. Da kam es schon mal vor, dass ich den Karabiner neben dem Seil einklicken wollte. Da wurde mir klar, wie es zu den nicht wirklich seltenen Unfällen auf Klettersteigen kommen kann. Wenn aus zeitlichen Gründen immer nur mit einem Karabiner gesichert wird, ist hängt man in dieser Situation plötzlich ungesichert in der Wand. Wenn dann die Nerven durchgehen, weil Kraft und Kondition langsam nachlassen wird es wirklich eng, besonders wenn der Blick nach unten so aussieht. Eigentlich war ich langsam satt, aber es ist ja schlecht möglich mitten in der Wand mit dem Steigen auszuhören. Also ging es weiter und wenn da oben noch ne fiese Schlüsselstelle gewesen wäre, hätte ich den Anflug einer Krise bekommen. Der Spass wurde langsam zur Pflicht und ich wollte die Wirtin oben nicht so lange warten lassen. Leider liess sich das nicht in die Praxis umsetzen, denn mit "mal eben hochhuschen" war nix mehr. Die Kondition liess nach und ich musste mich zur Ruhe zwingen. Fast oben angekommen, gibt es leider noch ein Hindernis zu überbrücken. Eine 19m lange Metallleiter, die wie eine Strickleiter aufgehängt und somit wackelig und Kräftezehrend ist. Das liest sich im Führer ganz locker, aber das Ding nervte mich wirklich. Es nahm einfach kein Ende. Das das "mal eben ne Kletterhallen Höhe ist", daran habe ich nicht gedacht. Immer wenn ich nach unten sah, kam es mir vor, als wäre ich erst 10 Stufen gelaufen. Ich war aber der Meinung die Wand schon bestiegen zu haben und wollte endlich mein Bier und nicht so eine demoralisierende "Strickleiter". Aber was soll`s. Ich nahm mir Zeit, genoss den Ausblick und kämpfte mich hoch. Oben angekommen muss allerdings noch ein wenig gestiegen und gelaufen werden, bis man oben rechts zum Reustaurant gelangt, wo ich nach 2Stunden und 20min die drei anderen Ferraristis traf und wir noch etwas tranken. Peter, Paul und Coni. Was soll ich sagen, für Coni war das die erste Begehung eines Klettersteigs. Da war ich aber froh, nicht in ihrer Haut gesteckt zu haben, denn das war sicher ein totaler "Psychokiller". Mal wieder kann ich nur meinen Hut ziehen und sagen:"Hurecool". Meine Belohnung wartete am nächsten Morgen um 05:30 auf mich. Solche Bilder belohnen für mich jede Mühsal. Da kann ich nur in mich versinken, der Welt kurz danken und sie dann vergessen.

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