Mittwoch, 27. Juni 2012

5 Jahre in der Schweiz

Hallo Leute, ich bin wieder da! Ab jetzt wird wieder vermehrt geschrieben, denn es kamen Klagen. Unter anderem darüber, dass nur noch: Zitat: "so ein Kletterzeugs geschrieben wird." Ich werde das ändern und meiner Verpflichtung als Schreiberling nachkommen. Einen Grund habe ich ja, denn ich lebe jetzt seit 5 Jahren in Basel. Ich hätte es ja vergessen, wenn ich nicht durch meinen neuen Ausweis erinnert worden wäre. Ich finde dieses Wort immer noch köstlich. AUSLÄNDERAUSWEIS Da weiss man, was man hat, bzw was man ist ;-)
Keine Ausflüchte wie "Aufenthaltsgenehmigung" oder "Bleiberecht" oder so was. Das sind auch viel zu komplizierte Wortschöpfungen. Das Wort Ausländer kennen schon alle bevor sie kommen.
Aber ich bin schwer aufgestiegen!
Vom lilafarbenen L-Ausländerausweis (L wie loser) über den B-Ausländerausweis (bin bereits am Arbeiten) zum C-Ausweis (counter). Counter?
Ja, jetzt läuft der counter, denn die "Dütschen" sind raus aus dem Spiel und kassieren keine Quellensteuer mehr. Dafür aber Basel-Stadt. Gut für mich, gut für Basel.
Apropos "Dütscher".... gut, dass Blocher bei den Wahlen "abgewatscht" wurde, sonst hätte ich wahrscheinlich einen "Negativenergiebilanzausweis", weil ja Röntgengeräte und Computertomographen so viel Strom verbrauchen. Das würde mich einiges kosten ;-) (ist ein schweizer insider-Witz)
Und wie fühlt es sich so an, nach 5 Jahren in Basel?
Gar nicht! Ich mache meinen Job, fotografiere, stelle aus und lebe vor mich hin. Mit Freunden, Bekannten und einer tollen Frau. "Gar nicht" heisst, dass ich mich so sehr an alles gewöhnt habe, dass die alten Grenzen und Gräben immer mehr in Vergessenheit geraten. Auf beiden Seiten. Wir haben uns aneinander gewöhnt.
Die SchweizerInnen leben mit meinem trockenen direktem Humor und ich mit deren Freundlichkeit. Im Umfeld wie bei der Arbeit.
An alle in Bremen: Ihr werdet es nicht glauben, aber ich bin so ein richtiger freundlicher Typ geworden. Die Sonne und mein Umfeld haben mir das Knorrige fast ausgetrieben. Ich benutze sogar schon Ausdrücke wie "gut", oder "klasse". Manchmal höre ich mich sogar Worte wie "glücklich" oder "Freude" sagen, aber das sind Ausrutscher ;-) Ich benehme auch sonst ungewohnt ineffizient, denn ich spare keine Spuke mehr, sondern kommuniziere. Das liegt sicher am wärmeren Klima, denn im Norden ist solch eine Energieverschwendung nicht nur gefährlich, sondern wird als hemmungslos vertraulich gewertet.
Aber dieser lifestyle ist sicher gesund, denn früher brauchte ich Bier um viel zu reden, jetzt trinke ich kaum eines, weil ich so viel rede.
Doch ich will mal zur Sache kommen.
Ich bin seit 5 Jahren hier und habe nicht das Gefühl in irgendeiner weise diskriminiert zu werden. Ich habe zwar etliche Male in der Zeitung gelesen wie unerwünscht ich bin, aber das spiegelt auf keinen Fall das Leben in Basel wider. Im Gegenteil. Ich habe das Gefühl in einem wirklich freien Land zu leben. Hier boten sich mir Möglichkeiten, die in Deutschland einfach undenkbar sind und manchmal frage ich mich ernsthaft, wie Deutschland es mit seiner verbohrten Philosophie schafft so erfolgreich zu sein. Aber diese Möglichkeiten haben ihren Preis. Man muss funktionieren! Wer nicht funktioniert bekommt doppelt aufs Dach. Zum Schluss noch ein paar Worte über die Schweizer Mentalität, wie ich sie nach 5 Jahren empfinde.
Das ist hier ein kriegerisches Volk.
Wer hier her kommt und der Meinung ist die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, wird mit bitterem Widerstand konfrontiert werden, egal in welcher Position er oder sie sich befinden. Das ist mein voller Ernst und ich finde diese Auffassung gut.
Hier wird vorgeschlagen und diskutiert. Und je mehr man sein Metier beherrscht, desto weniger wird diskutiert. Ok, dass ist jetzt ein wenig romantisch, aber das Strickmuster stimmt.
Ich höre jetzt besser auf, bevor ich sentimental werde.
P.s.
Aber ich bleibe deutscher.
Norddeutscher.
Lever dod as slav ;-)

Gruss,
Jens

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