Sonntag, 17. Januar 2010

Ein deutscher in der Schweiz

Ich konnte mich bisher überhaupt nicht in die SchweizerInnen versetzen, wenn sie von den drückend direkten und extrem unhöflichen Deutschen sprachen.
Ich hatte einfach kein Bild oder Beispiel vor Augen und somit absolut kein Verständnis für diese Gefühle.
Bis zur Wohnungsbesichtigung in “meiner” Wohnung.
Natürlich waren Deutsche dort, die sich völlig normal benahmen, aber es geht ja um “das Bild vor Schweizer Augen”.
Dieses Bild hat ein deutscher bestens bedient.
Nur gut, dass Kathi nicht mehr da war, weil er viel zu spät kam.
Sie schreibt keinen Blog und hat es somit nicht nötig sich nerven zu lassen.
Ich dagegen bin schon von Haus aus sehr geduldig und freute mich schon nach 5 Minuten über den Blogeintrag der aus dieser Situation resultieren würde.
Der Typ war ein Klassiker.
Extrem aufdringlich ist nur der Vorname.
Dieser, ich denke Mittfünfziger, war so frech und drückend, dass selbst mir der Luftkanal im Hals eng wurde.
Die Wohnung gehörte praktisch ihm, er wollte nur noch entscheiden und quasi die Bedingungen festlegen.
Davon abgesehen das ich seine Verwunderung über die mangelhafter Fenster teilte, fand er auch sonst nichts gut an der Wohnung.
Gut war nichts, allenfalls akzeptabel.
Er riss jeden Einbauschrank auf ohne zu fragen, wollte alles sehen, kroch in jede Ecke, war mit nichts zufrieden und raubte eigentlich nur meine Zeit.
Eigentlich.
Doch in bin Blogschreiber und genoss seine Show ein wenig.
Mal ehrlich.
Wenn ich eine Wohnung mieten will die schon so viele Leute besichtigt haben dass keine Formulare mehr zu haben sind, dann halte ich doch den Ball flach und nerve nicht noch die Vormieter mit solch einem penetranten Gehabe.
Politisch korrekt und mit der Nachsichtigkeit eines Buddhas betrachtet, nenne ich das einen strategischen Fehler.
Aber damit nicht genug, er möchte doch mal mit der Hausverwaltung wegen der Fenster sprechen.
Ehrlich. Was kann man da mehr ernten als ein breites Grinsen und ein “mach mal du Depp” im Kopf.
Das war jetzt nur die Wohnung.
Es ging noch in den Keller, den Fahrradkeller, die Waschküche.
Extra für ihn hatte ich mir das beste für den Schluss aufgehoben, denn ich möchte ja kein Spielverderber sein.
Zwei aufeinanderfolgende Waschtage pro Monat!
Die zu trocknende Wäsche muss am zweiten Tag um 19:00 verschwunden sein.
Das Grinsen in meinem Kopf hatte die Dimension eines Canyons, meine Mine sah eher mitleidig aus.
Das hat ihn umgehauen.
Er war sicher 15 Sekunden sprachlos und fragte noch drei mal nach um sich zu vergewissern, dass er auch wirklich richtig gehört hatte.
Wer hat nun wem die 1h und 15Min “geraubt”?
Ausserdem freue ich mich über seinen “Anschauungsunterricht”.
Jetzt fange ich an zu verstehen, wie sich die SchweizerInnen fühlen.

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