Wasenegg
Viele Wege führen auf das Schilthorn.
Wir entschieden uns allerdings dafür, eine Wanderung durch die
grossartige Natur im Schoss des Berges zu unternehmen. Es wäre
langweilig gewesen, wieder die Seilbahn bergab zu fahren.
Also machten wir uns auf den Weg Richtung Westgrat. Wirklich
nur die Richtung, unser Plan war, dass wir noch vor der südlich
vom Gipfel liegenden Rotstockhütte zum alt bekannten Grausee
wandern. Lange Rede, kurzer Sinn, wir gingen los und liessen dann
die Dinge auf uns zukommen. Letztendlich sind ja alle Wege sehr
gut ausgeschildert, wodurch ständige Routenänderungen kein
Problem sind. Noch sehr weit unten, nahe der Spielbodenalp, war
genau die richtige Stelle für ein schönes, kitschiges Foto der
Jungfrau.
Der Weg führte uns jetzt um "die Nase" des Waseneggs herum.
Den Weg zu diesem Aussichtspunkt hatten wir am Vortag von oben
fotografiert.
Und genau zu diesem Grat führte unser Weg.
Von dort aus ergeben sich mehrere Möglichkeiten mit der Tour
fortzufahren. Entweder nach sofortiger Überquerung in Richtung
Grausee, oder den Grat entlang und vom Aussichtspunkt aus steil
in Tal.
Ist die Felsnase passiert, folgen zwar 300 Meter Anstieg, aber der
Weg ist bestens und somit die Höhendifferenz leicht zu bewältigen.
Nach langer gemächlicher Wanderung den Bergrücken entlang
müssen erst wieder direkt unter der Gräte ca. 400 Meter Anstieg
angegangen werden. Oben angekommen, belohnen der herrliche
Ausblick und eine feine Bank die Mühe.
Rundblick gefällig?
Ok, von Norden über den Osten zum Süden. Dort steht das
Dreigestirn.
Der Blick südöstlich war zu schattig, die Fotos wurden nichts.
Am Anfang ist die Rote Härd, zu sehen neben Kathis Kopf.
Es ist der Sattel vor dem Westgrat des Schilthornes.
Dann das allseits bekannte Piz Gloria- Restaurant.
Die Birg- Zwischenstation.
Der Wasenegg- Grat mit dem berühmten Dreigestirn.
Für die nicht wissenden norddeutschen eine Erklärung.
das Dreigestirn besteht, von links nach rechts, aus den drei Bergen
Eiger 3970m, Mönch 4107m und Jungfrau 4158m.
Ein feines Personenföteli mit blauem Himmel und super Gipfeln
muss natürlich auch dabei sein, ist ja klar.
Doch was ist das?
Ganz vorne, am Ende des Grats?
Eine Bank. eine Bank, auf nem schroffen Felsen, mitten im Dead End.
Da musste ich hin!
Und es hatte sich gelohnt, der Ausblick ist vom feinsten.
Erst der Blick auf Mürren.
Dann auf das ganz unten im Tal liegende Stechelberg,
und auf unser Etappenziel beim steilen Abstieg. Auf 1946 Metern Tiefe ;-)
Ich habe mir übrigens angewöhnt den Schwung beim Absteigen zu
nutzen. Ich steige im Dauerlauf ab, denn das scheint mir erheblich
mehr die Knie zu schonen, als das ständige Abbremsen des Körper-
Gewichtes.
Ok, ich gebe es zu.
Da war eine Stelle, die mir etwas Angst eingeflösst hat.
Es ging einfach der Weitwinkel im Augenwinkel auf, der mir diese
fiese Tiefe präsentierte. Die ratio siegte zwar, aber der Weitwinkel
blieb geöffnet und ich starrte aus dem Augenwinkel ständig in den
gähnenden Abgrund. Mir selbst zuflüsternd, dass ich auch sonst
nicht mehr Platz zum Laufen brauche, selbst dann nicht, wenn ich
stolpern würde. Alles nur Bluff, nur Show. Der Rückweg verlief
ohne Angst.
Aber den Respekt verlor ich nicht.
Der Rückweg war fast so schön wie der Hinweg.
Abgesehen davon, dass es sich eben um den Weg zurück handelt.
Das ist der Weg, der gegangen wird, wenn alles geschafft ist.
Der Weg, der kein neues Ziel hat.
Nur durchgefroren, hungrig oder völlig am Ende lohnt sich dieser
Weg. Denn dann locken Badewanne, Abendmahl oder Bett.
Vor Mürren ging es einen Schotterweg hinunter.
Zum Glück nicht allzu weit, den so ein stark abfallender,
Schotterweg gehört zum schlimmsten überhaupt.
Mieses Gerutsche, das voll auf die Knie schlägt.
Man kann eben nicht alles haben.
Es ist eine wunderbare Gegend dort.
Eine Gegend die keine Wünsche offen lässt.
Eine, die es allen auch wesentlich härter besorgen kann.
Nur eine Sache der Planung *grins*