Samstag, 15. November 2008

Nordwand

Ich habe vor zwei Tagen den Film "Nordwand" gesehen und bin ziemlich enttäuscht.
Das liegt ganz sicher daran, dass ich das Buch "Die weisse Spinne" gelesen, eine Doku über das Thema gesehen und im Internet darüber gelesen habe.
Und ich war sicher nicht die einzige Person im Kino, denn es ist wohl klar, dass sich viele SchweizerInnen bestens mit der Geschichte auskennen.
Mir ist klar, dass es sich dabei um einen Kinofilm und nicht um eine Doku handelt, aber es hat diese Bergsteiger und das Bergdrama wirklich gegeben, was meiner Meinung nach dazu verpflichtet immerhin ein wenig bei den wirklichen Geschehnissen zu bleiben.
Ehrlich, es regt mich total auf, dass die beiden österreichischen Bergsteiger Willy Angerer und Eduart Rainer wie agressive Autobahnraser dargestellt werden und Andreas Hinterstoisser als pupertierender Draufgänger herhalten muss, wobei Toni Kurz der super solide Held der Geschichte ist. Es handelte sich bei allen Verstorbenen um hoch-begabte Bergsteiger die ausgezeichnet vorankamen und sehr gute Chancen hatten die Erstbesteigung zu schaffen.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, das Willy Angerer erst im ersten Eisfeld durch einen Stein am Kopf getroffen wurde. Es ist keineswegs so, dass ein "Volldepp" mit ner mords Platzwunde am Schädel 300m über dem Boden gestartet war. Sicher hätten alle schon nach dem ersten Eisfeld umkehren sollen, aber die Charaktere im Film derart schlecht darzustellen halte ich für mehr als ungerecht.
Sogar die letzten Worte des Toni Kurz falsch waren.
Mich wundert direkt, dass der Name des Berges, die Route und die Wetterbedingungen richtig wiedergegeben werden.
Die Liebesgeschichte die es nie gab stört mich eigentlich weniger, denn die Sicht auf die Dinge der Frau und der Kontrast zum luxuriösen Leben im Hotel haben irgendwie etwas.
Der Einblick in Ausrüstung und Atmosphäre des damaligen Bergsteigens und deren Gefahren sind immerhin realistisch geschildert und lassen den ZuschauerInnen den eiskalten Bergwind den Nacken hochkriechen.
Aber die Charaktere so hemmungslos unfair in typische Gut-und-böse Rollen zu pressen halte ich nicht nur für falsch, sondern auch für bedenklich.
Vor allem eine Rolle leidet unter diesem Film.
Die des Bergsteigens.
Scheinbar will da jemand unbedingt nach Hollywood.

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