Velotour Teil 4
4. Tag
Als wir um 08:20h aufstanden schien die Sonne, was leider kein
Dauerzustand war, denn während des Frühstücks fing es an zu
regnen. Gut, dass wir noch Zeit bis um 10:30h hatten, denn der
Regen hörte bis dahin auf. Trotzdem konnten wir unserer Sache
nicht sicher sein, denn der Himmel sah unberechenbar aus. Wieder
hatten wir Glück, wieder blieb es trocken. Wir fuhren bis
St. Hippolyte eine feine, fast gar nicht befahrene Strasse lang, die
oft sehr nah am Ufer des Doubs entlang führte. Es war wunderbares,
unkompliziertes Fahren, was wir sehr genossen.
In St. Hippolyte mussten wir feststellen, dass der Ort zwar sehr
hübsch und malerisch ist, die weitere Fahrt entlang des Doubs aber
auf einer Strasse verlief, die beim Marktplatz im Ort alle 30sec von
grossen LKW befahren wurde. Dazu hatten wir natürlich keine Lust.
Wir beschlossen uns in die Berge zurückzuziehen, und so dem
LKW- Verkehr zu entkommen. Früher oder später hätten wir
ohnehin die Steigung fahren müssen. Der Tag ging also in eine
Bergetappe über. Ich hasse Bergetappen!
Die kürzeren Steigungen gehen ja inzwischen, aber bei diesen nicht
enden wollenden, versagen mir einfach die Kräfte. Ich trat und
kämpfte und biss die Zähne zusammen, ich holte alles aus mir
heraus, aber Kathi stellte mich in die Ecke wie einen alten Besen,
zog an mir vorbei und wurde schnell immer kleiner. Unglaublich.
Und dann erzählte sie mir auch noch, dass sie so überhaupt keine
Bergfahrerin ist. Immerhin blieb mir der Trost, dass Kathi bei
norddeutscher, steifer Brise so schnell am Ende ist, wie ich in den
Bergen. Endlich in Chamesol angekommen, hatten wir knappe
300 Höhenmeter überwunden, die wirklich richtig anstrengend
für uns beide waren. Darüber hinaus bedachten wir nicht, dass
fernab des Flusses praktisch kein Tourismus mehr vorhanden ist.
Kein Tourismus, kein Hotel. Warum auch. Es nützte nichts, wir
mussten weiter. Nach Montècheroux, wo es auch kein Bett für uns
gab. Also weiter, Richtung Pierrefontaine. Das bedeutete, dass wir
uns noch einmal 150m "in die Höhe schrauben" mussten. Bitter,
ganz bitter. Wir waren ziemlich erschöpft und hatten keine Lust
mehr. Auf der Bergkuppe fing es dann zu schütten an. Danke!
Als wir unten in Pierrefontaine ankamen, sah es wieder verdächtig
klein und ruhig aus, was zwar stimmte, aber ein Zimmer gab es
trotzdem. Endlich. Es war inzwischen 18:00h, und nach Porrentruy,
dem nächsten wirklich grossen Ort, wären es noch 20km gewesen.
Was will man mehr. Die Sonne schien wieder, und wir hatten ein
Zimmer. Eines, das hinter einem Raum mit 10 Betten lag und wo
Dusche und WC im Keller waren. Von den 10 Betten war nur eines
mit der Tochter des Besitzers besetzt. Der Chef wiederum stand
ständig am Tresen vor dem Compi und chattete. Vielleicht möchte
er ja noch eine Tochter.
Diese Art von Unterkunft nennt sich übrigens Gite.
Wir assen zNacht, das der ländlichen Küche der Region
entsprach und aus Schinken, Würsten, Rösti und mehr bestand.
Kein Reisser, aber dennoch lecker.
Die Nacht war ziemlich heftig.
Da das Zimmer unter dem Dach war, musste das kleine Fenster
unbedingt geöffnet bleiben. Ein kleines Fenster für unseren Raum.
Damit waren wir noch sehr gut bedient, denn das 10 Bett- Zimmer
hatte ebenfalls nur ein Fenster.
Das eigentliche Problem war natürlich nicht das Fenster, sondern
die Hauptstrasse davor. Der Lärm war mehr als heftig und das bis
spät in die Nacht. Dazu kommt das, was ich "Altersfaktor" nenne.
Einmal pro Nacht müssen wir aufs WC.
Schlecht, wenn man von oben kein Licht im Restaurant einschalten
kann und eine sehr schlecht beleuchtete Treppe hinunter geht.
Unten angekommen, geht es quer durchs Restaurant zur nächsten
Treppe, die von Gartenstühlen verbarrikadiert ist und deren
Lichtschalter nur schwer zugänglich ist. Auf der einen Seite hat
das was niedliches, auf der anderen Seite ist so etwas natürlich
Fehlplanung³.
Doch auch diese Nacht sollte vorübergehen.