Mittwoch, 3. Oktober 2007

Neue Wohnung

Jetzt ist es soweit. Nach fast vier Monaten habe ich meine eigene Wohnung. Mietwohnung natürlich, denn ich lebe ja beim "Volk der Mieter". Dabei hatte ich mich gerade an das WG- Leben gewöhnt. Dann is nix mehr mit essen in Gesellschaft oder fertigem Essen, wenn ich "nach hause" komme. Keine abendlichen Gepräche mehr. Allerdings sitzen auch keine ungeahnten 6 Personen mehr morgens in der Küche, wenn ich mich ausnahmnsweise mal besonders schlecht gekleidet nach unten begebe. Ich muss mich morgens auch nicht mehr SOFORT auf`s WC stürzen, solange es noch frei ist und nicht alle nacheinander pinkeln und duschen. Ich kann dann also wieder mit meinem äusserst hässlichen Bademantel durch die Wohnung schlurfen und morgens kaltes Chili essen. Bis zum Abwinken TV sehen ist auch kein Problem mehr. Die Ketten der Gesellschaft sind gelöst, ich kann wieder tun und lassen was ich will. Allerdings stelle ich mir die Frage, ob das überhaupt gut für mich ist, schliesslich kann ich mich unbeobachtet hängen lassen und alles Unangenehme vor mir herschieben.Vielleicht tut ein gewisser gesellschaftlicher Druck ganz gut. Auf der anderen Seite kosten die gemeinsamen Abendessen auch sehr viel Zeit. Ich sitze dann eben nicht vor dem Compi und inhaliere nebenbei ne Dose Ölsardinen zum Abendessen. So viel zu früheren Gedanken. Wir schreiben jetzt den 3.10.2007 und das Zügeln ist beendet. Und nicht nur das, es sieht hier drin jetzt wirklich wie in einer Wohnung aus. Alles ist eingerichtet, eingeräumt und aufgehängt. Nur ein Bild und ein Spiegel habe ich vergessen. Es fehlen leider noch die mittelschweren Mauerdurchbrüche für die Boxenkabel. Die norddeutschen kennen das ja noch aus meinen anderen Wohnungen. Es ist ein wunderbares Gefühl beim Kaffee allein in der Küche zu sitzen und einfach loszuschreiben zu können, weil mir gerade danach ist. So sitze ich hier und sinniere über Umzug und Leben. Über all die netten Freunde, die mir beim Umzug halfen, über das milde Wetter im Moment und, ohne Wehmut, über die verlassene Heimat. Die Wehmut über meinen Waschplan ist auch kleiner geworden, da ich scheinbar nicht die einzige Person bin die sich davon gefangen fühlt. Nette Nachbarn wiesen mich in die Gepflogenheiten ein und berichteten mir über über das Waschen und die Gewohnheiten der MitbewohnerInnen. Ja, ja, wie das eben so ist. Die liebe Neugier *grins* SchweizernInnen muss ich nicht erklären was ein Waschplan ist, so ziemlich alle sind damit aufgewachsen. Die norddeutschen wird es vielleicht interessieren. Jede Person im Haus hat zwei aufeinanderfolgende Waschtage im Monat. gewaschen werden darf von 06:30 bis 21:00. Wenn man zu anderen Zeitpunkten waschen möchte, muss man sich mit den "Waschtagpersonen" verständigen. Der Waschplan steht also unter dem Motto: "lieber Verständigen als streiten."Da aber auch andere Leute keine Lust dazu haben, waschen sie woanders. So wie ich, der zum Glück in der WG oder bei Babs waschen kann. Wieder andere haben eine eigene Waschmaschine, was widerum bei der Wohnungsgesellschaft beantragt werden muss. Ich hätte da keine Chance, sagt mein Vormieter. Er wohnte vierzig Jahre hier und schaffte es nie, den Antrag durchzudrücken. So what, es scheint nicht so schlimm zu sein, denn die SchweizerInnen denken in dieser Beziehung eben wie ich, und das ist beruhigend. So kann ich also mit einem Lächeln auf die Zukunft warten. Auf eine Zukunft mit Internetanschluss, denn der lässt noch ein wenig auf sich warten. Das erschwert allerdings das regelmässige posten im Blog. Aber ich bleibe dran und keine Erlebnisse gehen verloren.

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