1. Tag
Es war eine spontane Entscheidung.
Am Abend vor Beginn der Tour sahen wir um 23:00 ins Internet
und entschieden uns für die Fahrt am Doubs. Der Start der Tour
war wirklich praktisch und gemütlich. Wir haben die Velos ebenerdig
in die S-Bahn geschoben, sind 1x umgestiegen und waren nach 1,5h
so weit vor unserem Ziel, dass wir beschlossen auszusteigen und zu
fahren. Immerhin meldete der Wetterbericht, dass dies erst einmal
der letzte warme, sonnige Tag sein würde. So machten wir uns ca. 1h
vor Saignelegier mit dem Velo auf den Weg. Von dort bis Gourmois
würde es ca. noch eine halbe Stunde dauern.

2h Velofahrt, und ich wusste, dass sicher keiner meiner Vorfahren
Radfahrer war. Die Muskeln, die man braucht um bergauf zu fahren,
waren in meiner DNA niemals vorgesehen und sind somit nicht
vorhanden. Unglaublich, was für eine Anstrengung es ist, ein paar
hundert Meter bergauf zu fahren. Erst dachte ich, meine
Oberschenkel platzen, dann war es die Lunge.

Kathi war aber auch
nicht viel schneller. Sie hat sich
derart weggelacht, dass sie kaum
noch fahren konnte. Ehrlich, der Mount Everest ist mir um Lichtjahre
näher als die Tour de France. Von Saignelegier bis Goumois geht
es ausschliesslich bergab. Wie gerne wäre ich da in Leder gekleidet
gewesen, damit ich so richtig hätte laufen lassen können. Ich kann
die "Downhiller" gut verstehen. Absolut irre, wie sich diese tempis
auf dem Velo anfühlen. Jede kleinste Bewegung wirkte sich direkt
auf das gesamte Fahrrad aus. Mir erschien alles äusserst labil.
Klar, dass ich einige Zeit brauchte, um mich weiter an die Grenze zu
tasten, denn ein so unruhiges Fahrwerk macht erst einmal Angst.
Am Ende dieser berauschenden Fahrt liegt Goumois am Fluss Doubs,
der hier die Grenze zu Frankreich bildet. Hier ist das Hotel, in dem
wir ein Doppelzimmer für uns reserviert hatten. Wenn im Internet
gestanden hätte, dass wir vom Fluss aus noch 1,5Km stramm bergauf
fahren müssen, hätten wir es uns vielleicht anders überlegt.
So ächzte, stöhnte und kämpfte ich mich Meter für Meter in die
Höhe und kam völlig durchgeschwitzt und ausgelaugt beim Hotel
Taillard an. Vornehmes Teil mit nem Pool und vielen
Auszeichnungen an der Eingangstür. Wir gingen ins Zimmer und
duschten. Was für eine Wohltat! An der Reception wurden wir des
öfteren gefragt, ob wir abends im Hotel essen wollen, was wir für
diesen Abend ablehnten, da wir am Fluss Forellen essen wollten.
Das Hotel liegt schliesslich so weit über dem Dorf, dass sicher nur
Käse und Flechten auf der Speisekarte stehen würden. Wir sollten
noch eines besseren belehrt werden. Wir fuhren nach Dusche und
Entspannungsphase also runter an den Fluss, obwohl wir nicht
sicher waren, dass ich jemals wieder zum Hotel kommen würde.
So sassen wir also am lauschigen Doubs vor dem Hotel du Doubs,
tranken ein kühles Bier (pression) und bestellten Forelle. Man
muss hier einfach Forelle essen, alle essen Forelle, obwohl genug
andere Speisen auf der Karte stehen. Hier sind die Mâitre des
Zübereiténs von truite (F.......).
Die Forellen sind absolut frisch und sehen so aus.

Dann kam mein Teller mit der
ersten Forelle. Laut Menue würden zwei kommen, was auch der
Fall war. Ist auch sinnvoller, so wird nicht eine von beiden kalt.
Gut durchdacht! Et voilà.
Ich bin Norddeutscher und kenne Forellen.
Forellen sind gross und gerade und liegen flach auf dem Teller.
Diese hier ist eher klein, nach hinten durchgebogen und an
der Brust aufgeplatzt. Dazu gab es drei hodengrosse Kartoffeln.
Wie gross die sind?
Macht euch keine Sorgen, die sehen das schon. Meine sind eher
klein, und da war ein Typ, der hatte grössere auf seinem Teller.
An welchem Körperteil der Frau die Grösse der Kartoffeln gemessen
wird, haben wir nicht beobachten können.
Da liegt sie nun, die Forelle, und ich habe nicht die leiseste Ahnung,
wie ich sie sezieren soll. Zum Glück sass ein älterer Herr mir
gegenüber, der anscheinend meiner Mine ansehen konnte, was für
ein Problem ich hatte. Er handelte sofort und gab mir in französich
und gebrochenem Schweizerdeutsch sowie Zeichensprache, einen
Kursus im Sezieren und Verspeisen von Forellen. Dabei sollte ich
die Haut abziehen, weil sie nicht gut für den Cholesterienspiegel ist.
Absolute Spitzenklasse. DANKE!!
Für das gute Essen bedanke ich mich ebenfalls, denn die
Forellen schmeckten klasse, und die Kartoffeln waren nicht
zu wenig.
Ein gelungener Abschluss des ersten Tages!
Jedenfalls für uns, anderern ging es erheblich schlechter.
Das sieht dann so aus!